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 Von Messern und Schlachten

Ausfahrt am Sonntag, 19. August 2018

Gabriela Jung

Die Ausschreibung unserer Clubkameraden der Sektion Süd versprach schon ganz viel:
„Rollendes Kulturgut trifft auf historischen Ort, befasst sich mit Kultobjekt und begibt sich über Kriegspfad zum wohlverdienten Mittagsmahl“.

Der sonnige Sonntag beginnt für die meisten mit einer doch eher früheren Tagwache als gewohnt. Durchs Freiamt tuckern wir der Innerschweiz entgegen und rollen um 08:30 Uhr ins Zentrum von Brunnen ein. Kurz vor dem See rechts, sehen wir bereits einige alte Gefährte. An vorderster Front den B12 von Andreas Leuenberger, anscheinend eines der ältesten Autos vom Club. Da im Ortskern das Spettacolo, ein internationales Straßen-Künstlerfestival stattfindet, ist es leider nicht möglich den Eingang zum Besucherzentrum von Victorinox mit unseren schönen Autos optisch zu beflanken.

Die Bilder lassen sich mit Maus-Click vergrössern.

CTAC-Ausfahrt Süd 2018

So langsam trudelt mehr und mehr „altes Blech“ ein und der nahe, große Parkplatz bietet bestens Platz für alle unsere Karosserien. Ein feiner Kaffee mit Gipfeli wird uns im weißen Rößli serviert und heitere Begrüssungen mit viel Stimmengewirr erfüllen zunehmend die Gaststube. Der Strom der Tractionisten ist enorm und immer kommen noch mehr. Diese große Teilnahme ist wohl dem attraktiven Programm auf der einen Seite und dem sehr zentralen Ort zur anderen Seite geschuldet.

CTAC-Ausfahrt Süd 2018

Programmgemäß um 10:00 Uhr begrüßt uns Frau Rita Eggenschwiler mit ihren 2 Kolleginnen vor dem Swiss Knife Valley Visitor Center. Wir werden in 3 Gruppen aufgeteilt und los geht es mit der Führung. Meine Gruppe startet mit dem Film über die Region: das Winterparadies und ebenso Sommerimpressionen vom Klingenstock, der Mythenregion, dem Muotathal, dem Hölloch, dem Stoos, dem Sattel/Hochstuckli, der Rigi, dem Kloster Einsiedeln mit der Stifts-Bibliothek und der berühmten schwarzen Maria. Aber auch Bilder des Bundesbriefes und von Wilhelm Tell laufen über die Leinwand, untermalt mit der Landeshymne. Dann im zweiten Film wird das Unternehmen Victorinox und die Gründerfamilie Elsener näher vorgestellt. 1860 wurde Karl Elsener geboren und eröffnet 1884 mit Hilfe seiner aktiven Mutter die Messerschmiede-Werkstatt. 1891 gründet er den Verband der Schweizerischen Meßerschmiedmeister. Dadurch wird die erste Groß-Lieferung des Soldatenmessers an die Schweizer Armee ermöglicht.

CTAC-Ausfahrt Süd 2018

Nach dem Tod seiner Mutter im Jahre 1909 und als Andenken an sie, führt Elsener den Markennamen „Victoria“ ein und lässt das Logo gesetzlich schützen. Die Erfindung des rostfreien Stahls ist von zentraler Bedeutung. Dessen genaue internationale Bezeichnung „Inox“ wird 1921 mit dem Firmenname Victoria vermählt. Fortan heißt die Firma Victorinox. Nach wie vor gilt der Familienbetrieb als größter Unternehmer und Arbeitgeber der Region. Die Tagesproduktion von 120‘000 Messer besteht etwa je hälftig aus Sackmessern und Berufsmessern aller Art. Die Produktionsstätte ist noch immer in Ibach. Aus Berufs-Geheimniswahrung und um sich zu schützen vor „Werksspionage“ beschloss die Familie die Einrichtung des Besucherzentrums hier an zentraler Lage in Brunnen. In der heutigen Zeit gilt dem Aspekt des „Ideen-Klaus“ aus dem asiatischen Raum immer mehr Rechnung zu tragen und so ist es auch den Mitarbeiter im Produktionsstammhaus verboten ein Handy auf sich zu tragen. Seit Jahrzehnten wird mit den gleichen Eisenstahl-Lieferanten aus Deutschland und Frankreich zusammen gearbeitet. Einwandfreie Rohmaterialien sind der Grundstein für perfekte, qualitativ hochstehende und langlebige Endprodukte. Der kleinste Werkzeugkoffer der Welt, wie die überaus ausgeklügelten Sackmesser auch genannt werden, finden heute den Export in über 120 Länder und das Qualitätsmerkmal „Swissmade“ wird über den ganzen Globus verteilt. Viele nennen das Sackmesser auch den kleinen, roten Botschafter aus der Schweiz - es ist längst ein Kultobjekt. Unser Rundgang führt uns dann weiter durch das Museum und durch den Verkaufsladen. Seit dem Anschlag auf das Worldtrade Center in New York wurde auch stark diversifiziert und sowohl Uhren, Reisegepäck und Parfums komplettieren das Sortiment. Zum Abschluss bekamen wir alle ein kleines Präsent in Form eines „Ball-Point-Pen Messers“, also ein Sackmeßerli mit einem eingebauten Kugelschreiber. Viele von uns erstehen dann im Laden noch die eine oder andere scharfe Klinge und andere Accessoires. Dann folgt eine kurze Stunde zur freien Verfügung und ermöglicht uns ein Rundgängli durch das Städtchen Brunnen oder einige Momente am Landesteg der Schifffahrt um das Alpenpanorama zu genießen.

CTAC-Ausfahrt Süd 2018

Dann ist große Besammlung bei den Autos und der zuvor fast leere Parkplatz ist proppenvoll. Zeit für uns zu gehen und Platz zu machen. Im Konvoi geht es los über Ibach, vorbei am Stammhaus der Victorinox durch den hübschen Stadtkern von Schwyz. Dann via Sattel vorbei an der Talstation vom Hochstuckli zieht sich die Blechlawine ins Ägerital. Rechts von uns thronen majestätisch der große und der kleine Mythen. Am tiefblauen See angekommen, noch einige Momente weiter und rechts erblicken wir auch schon das Restaurant Buechwäldli, direkt neben dem Morgenarten Denkmal. Zum Glück hat der Wirt, Patrick Grunder, den Parkplatz für uns abgesperrt, sonst hätten wir wohl nicht alle unsere Autos parkieren können. Sage und schreibe 30 Wagen werden gezählt und mehr als 60 Teilnehmer freuen sich bei gleißender Wärme auf das Mittagessen. Doch zuvor machen einige von uns noch Fotos vom Denkmal runter.

Patrick Grunder

Einfahrt von Franz von Atzigen in seinem Cabriolet

Mir persönlich sticht von dort oben ein tief schwarz funkelndes Cabriolet ins Auge. Der stolze Besitzer Franz von Atzinger erklärt mir, dass der Wagen aus Vietnam stamme und er diesen von dort importiert habe. Die aufwändige Voll-Restaurierung lässt das Unikat wieder erstrahlen. Während des Mittagessens wird gefachsimpelt und erzählt, dass der Wintergarten brummt wie ein Bienenhaus.

CTAC-Ausfahrt Süd 2018

Als die Helebardenspieße und Fischteller leer sind, ergreift Urs Steiner das Wort und bedankt sich bei den Gastgebern, dem Ehepaar Grunder, welche ja seit 2017 Mitglied im CTAC sind. Dann bekommen wir noch einen kurzen Abriss der Schweizer Geschichte. Da die Geschehnisse der Vergangenheit nie zu meinen Lieblingsfächern in der Schule zählten, halte ich mich eher kurz und erwähne nur den 1. Bundesbrief aus 1291, Gründung der Eidgenossenschaft, von Uri, Schwyz und Unterwalden. Dann auf die Schlacht von Morgarten, welches ein schreckliches Gemetzels mit vielen Toten auf der Habsburger Seite forderte, folgt 1315 der 2. Bundesbrief, welcher bei weitem grössere Triebkraft hatte als der Erste. Anschließend verdankt Ruedi Weber im Auftrag von Edgar Stocker den tollen Einsatz und die Durchführung des Süd-Anlasses. Und der Applaus für Franz Wermelinger, Urs Steiner und Hans Herzog ist gebührend.

CTAC-Ausfahrt Süd 2018

CTAC-Ausfahrt Süd 2018

Beim Kaffee und Dessert klingt der Anlass so langsam aus und jene, aus ferneren Landen brachen etwas früher, und die heimischen etwas später auf, um den Heimweg unter die Räder zu nehmen. Ein gelungener Anlass mit sehr großer Beteiligung bei schönstem Hochsommer-Wetter geht zu Ende.

CTAC-Ausfahrt Süd 2018

CTAC-Ausfahrt Süd 2018

Das Fahrzeug von Gastwirte und Clubmitglied Patrick Grunder

Nochmals herzlichen Dank an die Sektion Süd und ich denke alle anwesenden Tractionisten und Beifahrer behalten die fröhlichen Stunden in bester Erinnerung.....